Mehrwertsteuer oder Umsatzsteuer?
Kategorie:Grundlagen
Was ist der Unterschied zwischen Umsatzsteuer und Mehrwertsteuer?
Gibt es überhaupt einen Unterschied?
Auf vielen Rechnungen ist die Mehrwertsteuer ausgewiesen. Das Finanzamt möchte vom Unternehmer die Umsatzsteuer erhalten. Genau genommen beschreiben die Begriffe völlig unterschiedliche Besteuerungsarten. Da stellt sich die Frage: „Welchen Unterschied gibt es?“
In Deutschland werden Umsatzsteuer und Mehrwertsteuer synonym verwendet, sie bedeuten im allgemeinen Sprachgebrauch das gleiche.
Auf Rechnungen ist meistens die Mehrwertsteuer (MwSt.) ausgewiesen, also mit Prozentsatz und Betrag aufgeführt. Wenn es um die Abrechnung mit dem Finanzamt geht, dann wiederum spricht man in der Praxis ausschließlich über die Umsatzsteuer (bspw. Umsatzsteuer-Jahreserklärung, Umsatzsteuer-Voranmeldung, Umsatzsteuerbescheid, Umsatzsteuerfestsetzung, Umsatzsteuer-Sonderprüfung).
Schließlich basiert die Umsatzsteuerpflicht auch auf dem genau so bezeichneten deutschen Umsatzsteuergesetz (UStG).
In Europa ist die unterschiedliche Steuergesetzgebung der einzelnen Mitgliedsstaaten harmonisiert. Die Staaten sind angehalten, die Regeln über die Entstehung, Festsetzung und Erhebung der Umsatzsteuer in Grundzügen ähnlich zu halten. Geregelt wird dies über die Mehrwertsteuersystemrichtlinie (MwStSystRL). In etwa 414 Artikeln plus Anlagen ist ein EU-weites Mehrwertsteuersystem beschrieben (Richtlinie 2006/112/EG vom 28. November 2006 mit diversen Änderungen und Berichtigungen in den Folgejahren). Auch Deutschland hat das Umsatzsteuergesetz regelmäßig entsprechend angepasst. Bei rechtlichen Auslegungsfragen wird von Gerichten und Verwaltung häufig diese Richtlinie zu Rate gezogen.
Man sieht, dass sowohl im Alltag, als auch bei näherer Beschäftigung mit der Thematik, beide Begriffe immer wieder auftauchen. Rechtlich korrekt ist der Begriff Umsatzsteuer durchaus.
Begriffe und deren Bedeutung
Was heißt Umsatzsteuer?
Wie der Name schon sagt, wird bei der Umsatzsteuer der Umsatz an sich besteuert. Das geschieht auf jeder Stufe der Wertschöpfung.
Man bezeichnet das in der BRD verwendete System mit dem sperrigen Begriff:
Allphasen-Netto-Umsatzsteuer mit Vorsteuerabzug
Dieses bürokratisch anmutende Wort-Konstrukt verdeutlicht, dass alle Umsätze von den Beteiligten, vom Zulieferer über den Hersteller bis zum Händler, versteuert werden. Es findet eine Besteuerung in allen Phasen des Produkt-Wegs statt, die Steuer häuft sich bei jedem Zwischenschritt an. Durch den Vorsteuerabzug werden aber alle Unternehmer wieder entlastet, so dass am Ende der Endverbraucher die Steuer letztlich zahlt. Vom Prinzip her ist diese Allphasen-Netto-Umsatzsteuer mit Vorsteuerabzug daher eine Mehrwertsteuer.
Der Begriff wird in diesem Artikel: Allphasen-Netto-Umsatzsteuer genauer erläutert.
Was ist eine Mehrwertsteuer?
Bei einer Mehrwertsteuer wird nur der tatsächliche Mehrwert der Steuer unterworfen. Durch die harmonisierte Mehrwertsteuer in der EU finden sich diese Grundsätze in nahezu allen Mitgliedsstaaten wieder. So bezeichnet man, wie oben beschrieben, zwar in Deutschland und Österreich das System als Umsatzsteuer. Durch den Vorsteuerabzug der Unternehmer wird aber nur die Werterhöhung steuerlich abgeschöpft. Letztlich wird der Verbraucher, der letzte in der Wertschöpfungskette, belastet. Hier bleibt die Mehrwertsteuer „hängen“, da generell nur ein Unternehmer den Vorsteuerabzug geltend machen kann. Das ist aber grundsätzlich nur möglich, sofern der Umsatz für sein Unternehmen ausgeführt wurde.
Wieso gibt es denn dann in Deutschland zwei verschiedene Begriffe?
Bis zur Harmonisierung der Umsatzsteuer 1967 wurde tatsächlich nur der Umsatz besteuert. Dies hatte zur Folge, dass, je mehr Stationen und Zwischenhändler ein Produkt durchlief, sich die Steuerlast kumulierte. Nach dem Systemwechsel hin zur Mehrwertsteuer blieb das Gesetzeswerk aber unter dem Namen Umsatzsteuergesetz weiterhin die rechtliche Grundlage. Man hatte einfach nur – aus welchen Gründen auch immer – den Namen nicht geändert.
2 Comments
Mini-One-Stop-Shop-Regelung ab 2015
26. Juli 2015 an 8:31 pm[…] Das deutsche Umsatzsteuergesetz sieht überwiegend eine Besteuerung von Lieferungen und sonstige Leistungen im Inland vor. Ist also der Ort einer Leistung an Kunden im Inland, greift die Umsatzbesteuerung der Bundesrepublik Deutschland, der Fiskus hierzulande erhält die Mehrwertsteuer. […]
Unterschied Soll- und Ist-Besteuerung
12. August 2015 an 11:47 pm[…] Der Unternehmer hat vom Finanzamt die Genehmigung zur Versteuerung nach vereinnahmten Entgelten zum 01.01. des Jahres erhalten. Im Beispiel überweist die Familie Huber nur 417,69 € statt der ursprünglich vereinbarten 464,10 € (10x 39,- € = 390 € + 19%) insgesamt. Dies ist der Bruttobetrag, einschließlich 19% Mehrwertsteuer. […]